Die traditionelle Barbaratagung an der THM in Friedberg verdeutlichte auch in diesem Jahr die Bedeutung von Entwicklungen und Fortschritte für die fertigungs- und werkstoffzentrierte Industrie. Ehemalige Studierende der Physikalischen Technik und weitere Referenten berichteten über neue Entwicklungen in der Anwendung von Laser- und Fasertechnik sowie in der Gießereitechnik. Darüber hinaus wurden wichtige Aspekte zur Genehmigungspraxis erläutert und in einem historischen Vortrag die Verbindung von Kunst und Eisenguss verdeutlicht. Somit konnten die ca. 90 Tagungsteilnehmer sich über neueste Entwicklungen und spezielle Themen zu High Tech Gebieten informieren.
Erstmalig waren alle Referenten der diesjährigen Barbaratagung Absolventen oder aktuelle bzw. ehemalige Mitarbeiter der Technischen Hochschule Mittelhessen bzw. ehemaligen Fachhochschule Gießen-Friedberg.
Der erste Referent, Herr Raithel, ein ehemaliger Studierender der Physikalischen Technik, berichtete über neue optische Fasern für kurzwellige Strahlung sowie deren Einsatzmöglichkeiten in der Analytik und Verfahrenstechnik. Über die fachlichen Inhalte hinaus wurde in dem Vortrag verdeutlicht, dass eine direkte berufliche Entwicklung aus dem Studium (Bachelor und Master) über die TransMIT GmbH in ein High-Tech Unternehmen der (medizinischen) Analytik, WPI Germany / Friedberg, möglich ist.
Die fachlichen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten, die ein Studium an der ehemaligen Fachhochschule Gießen-Friedberg bietet, wurden anschließen von Dr.
Belz, einem ehemaligen Studierenden der Elektrotechnik, vorgestellt. Über seine Promotion im Fachgebiet optische Fasern in Kooperation mit der City University London arbeitete Dr.
Belz anschließend in Sarasota/Florida beim Unternehmen WPI auf dem Gebiet der faseroptischen Sensorik. Dort wirkte er u. a. in verschiedenen Projekten der NASA mit, bevor er vor wenigen Jahren im Auftrag des Unternehmens wieder nach Deutschland zurückkehrte, um dort Forschungsaktivitäten aufzubauen. Die fachliche Kompetenz zur Faseroptik legte es nahe, die Aktivitäten in Friedberg anzusiedeln. Die damit einhergehende Vertiefung der Kooperation mit der THM führte schließlich zu einer Verlegung des Geschäftsfeldes von WPI Germany von Berlin nach Friedberg.
Im Anschluss an die Vorträge zur Entwicklung und Anwendung optischer Fasersysteme stellte Prof. Dr. Behler von der THM an Hand verschiedener industrieller Forschungsprojekte den Einfluss von Strahlkenngrößen in der Materialbearbeitung mit Lasern vor. Hierbei verdeutlichte er die Zusammenhänge in der Mikrobearbeitung am Beispiel des Dünnschichtbeschriftens von Kinofilmen und in der Makrobearbeitung insbesondere am Beispiel des Hochgeschwindigkeitsschweißens von Stahl.
Die nächste Referentin, Frau Ohlmeyer, studierte Physikalische Technik an der
THM und befasst sich im Rahmen eines Forschungsvorhabens in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Behler aktuell mit der Entwicklung des Auftragschweißprozesses mit gepulster Laserstrahlung für rissempfindliche Werkstoffe und Anwendungen in der Feinwerktechnik. Die Erkenntnisse fließen zukünftig in die Optimierung von Anwendungen im Bereich der Werkzeugreparatur oder -modifikation ein.
In der Nachmittagssession der Tagung, die sich im Schwerpunkt mit gießereitechnischen Fragen befasst, stellte zunächst Herr Grünewald, ein Ehemaliger der Studienrichtung Gießerei- und Werkstofftechnik, neue Ansätze zu Additiven vor, die zu verbesserten Ergebnissen beim Gießen komplexer Komponenten führen. Bspw. werden sog. Blattrippen vermieden oder deutlich reduziert, wodurch die Nacharbeit von Komponenten vermindert werden kann.
Herr Lorenz, ein Ehemaliger der Studienrichtung Elektrotechnik, ist bei der
WESO Aurorahütte im Bereich technische IT und Qualitätsmanagement tätig. Er verdeutlichte die erheblichen wirtschaftlichen und technischen Potenziale, die sich durch digitales Störzeitenmanagement in der Gießerei ergeben. Hierbei wurde verdeutlicht, dass auch in dieser Branche ein starker Bezug zu Industrie 4.0 besteht und z. T. erste Ansätze hier bereits implementiert werden.
Über die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Genehmigung und Überwachung
gießtechnischer Anlagen aus umweltbezogener Perspektive berichtete Herr Hartmann vom Regierungspräsidium Gießen. Herr Hartmann war Studierender des Studiengangs Umwelt- und Qualitätsmanagement und hat sich innerhalb seines Aufgabengebietes intensiv mit den Technologien und deren umweltbezogener Wirkungen aus umweltbezogener Sicht befasst. In diesem Bereich wird insbesondere die erforderliche Balance zwischen umwelt- und gesellschaftlichen Interessen und den Unternehmen, die entsprechende Anlagen installieren oder betreiben, gesehen.
Den Abschluss der diesjährigen Barbaratagung bildete ein Vortrag von Prof. Dr.
Burger, ehemaliger Rektor der Fachhochschule Gießen-Friedberg und anschließend in leitender Funktion bei Viessmann tätig. Prof. Dr. Burger stellte u. a. an Hand von Aufnahmen historischer Ofenplatten die Verbindung von künstlerischem Eisenguss und dem Maler Lucas Cranach d. Ä. (1472 – 1553) her. Besonders ging Prof. Dr. Burger hierbei auf die künstlerischen Fähigkeiten des Formenschneiders Philipp Soldan (1500 – 1569), der Motive von Lucas Cranach d. Ä. detailgetreu in Eisenguss umsetzte. Auch nach 500 Jahren können die besonderen Fähigkeiten von Philipp Soldan und die hohe Qualität der Gussplatten bewundert werden, u. a. in Marburg oder Frankenberg (Philipp Soldan Stadt).
Prof. Dr. Klaus Behler, Geschäftsführer des Fördervereins Gießerei- und Werkstofftechnik Friedberg e. V., fasste die Tagung in Verbindung mit einem Dank an die Referenten zusammen und stellte fest, dass Absolventinnen und Absolventen der THM hervorragende beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten haben und diese auch konsequent nutzen. Die vielfältigen Tätigkeiten der Ehemaligen insbesondere auch in Arbeitsgebieten und Branchen, die nicht in direkter Verbindung zu einzelnen Studiengängen stehen, zeigen, dass eine stärkere Vernetzung von Studienfeldern und iinhalten die Karrieremöglichkeiten verbessern und die Position der THM zur praxisnahen akademischen Ausbildung verbessern würde.