Hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Industrie und Forschung stellten auch in diesem Jahr wieder aktuelle Entwicklungen aus unterschiedlichen Technologiebereichen im Rahmen der Barbaratagung vor. Die vom Förderkreis Gießerei und Werkstofftechnik in Kooperation mit dem Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Datenverarbeitung der Technischen Hochschule Mittelhessen ausgerichtete, traditionsreiche Fachtagung feierte bereits ihr 60-jähriges Jubiläum. Insgesamt über 50 Tagungsbesucher erhielten umfassende und spannende Einblicke in technologieorientierte Themen und Fragestellungen, bspw. die Anwendung von Computertomographie zur Qualitätsprüfung von Komponenten, neueste Entwicklungen von Luftanalysesensoren (Schadstoffpartikel) deren Einsatz zukünftig auch in Mobiltelefonen vorgesehen ist oder die sich ergebenden Herausforderungen in der Stahlherstellung durch die Umstellung auf grüne Wasserstofftechnologie.
Die Tagung wurde durch Prof. Dr. Marcus Martin, Dekan des Fachbereichs Mathematik, Naturwissenschaften und Datenverarbeitung, Dr. Wolfgang Lenz von der VDG-Landesgruppe Hessen und Prof. Dr. Klaus Behler, Geschäftsführer des Förderkreises GW, eröffnet.
Die technologischen Grundlagen und verbesserten Einsatzmöglichkeiten der Computertomographie in Forschung, Qualitätssicherung und Fertigungstechnik wurden von Herrn Sprankel / Werth Messtechnik Gießen, umfassend dargestellt. Der Vortrag regte insbesondere die anwesenden Industrievertreter zu vertiefenden Diskussionen an, da sich neue Potenziale zur Qualitätsprüfung insbesondere bei hochgenauen Komponenten, auch in der Massenfertigung ergeben.
Ein aktuelles Thema zur klimabezogenen Transformation von Produktionsverfahren wurde von Dr. Schöne / Stahlwerke Völklingen, aufgegriffen, der über ein mehrere Milliarden Euro umfassendes Projekt zur zukünftigen Stahlherstellung auf Basis von grünem Wasserstoff im Saarland berichtete. Neue laserbasierte Technologieentwicklungen, deren Einsatz erst die Herstellung bzw. Nutzung alltäglicher Produkte ermöglichen, standen im Fokus zweier Vorträge: So berichtete Herr Kirschbaum / LPKF Garbsen über das Laserstrahlschneiden von Platinen (sog. Nutzen) mit Ultrakurzpulslasern in der Elektronikindustrie. Neben den sehr kurzen Taktzeiten und der sehr hohen Präzision sind hier insbesondere Umweltaspekte in neuen Entwicklungen zu berücksichtigen. Die Entwicklung eines neuartigen, laserbasierten Mikro-Sensors zur Erfassung von Schadstoffpartikeln, der zukünftig in Mobiltelefonen eingebaut werden soll und aktuell in die Massenproduktion transferiert wird, wurde von Herrn Maurer / Bosch Reutlingen vorgestellt.
Mit Themen zur Mess- und Prüftechnik befassten sich die Vorträge von Herrn Nordmann / Physikalisch Technische Bundesanstalt Braunschweig und von Herrn Brehm / Daimler Truck Mannheim. Im Vortrag von Herrn Nordmann wurden die normativen Grundlagen von Messungen verdeutlicht, insbesondere im Hinblick auf die Kalibrierung von Messmitteln und der Vertrauenssicherheit von Ergebnissen. Anwendungsbezogen wurden hierzu verschiedenste Aspekte zur Erfassung und Nutzung von Messergebnissen im Qualitätsmanagement in der industriellen Praxis durch Herrn Brehm verdeutlicht.
Aus dem Bereich der Gießereitechnik bzw. dem Formenbau wurden schließlich neueste Entwicklungen zur Herstellung sog. Gießkerne von Herrn Wintgens / Lämpe Barleben und von Herrn Heppes / Combicore Rodenbach vorgestellt. Bspw. ergeben sich neue Möglichkeiten für Gießkerne durch die additive Fertigung oder die Herstellung von Hohlstrukturen.
Auch in diesem Jahr wurde die Tagung, die Qualität der Vorträge und die sich bietenden Möglichkeiten zu intensiver Diskussion und Austausch als sehr interessant und wichtig für die gesellschaftliche und industrielle Vernetzung eingeschätzt. Die Intention, insbesondere Studierenden der THM eine Plattform zum Kennenlernen neuer Technologiefelder sowie zur Kontaktaufnahme im
Hinblick auf den Berufseinstieg in zukunftsträchtigen Bereichen zu ermöglichen, wurde, auch aus Sicht der Vortragenden und Organisatoren, leider nur in geringem Maße erreicht. Auch Dozentinnen und Dozenten der THM waren nur in geringer Zahl anwesend, Chancen der technologieorientierten Weiterentwicklung von Studieninhalten wurden kaum genutzt. Ein stärkeres Engagement, Studierenden aller technologieorientierter Studiengänge direkte Einblicke in anwendungsorientierte Forschung und industrielle Prozesse zu ermöglichen, sowie eine Kontaktaufnahme zu verantwortlichen Personen zu erleichtern, wäre für die Zukunft wünschenswert. Hierbei ist besonders zu berücksichtigen, dass viele Referentinnen und Referenten selbst Absolventen der THM aus dem Bereich der Physikalischen Technik / Angewandten Physik und Gießerei und Werkstofftechnik sind, wodurch Studierenden direkt Potenziale zu beruflichen Einsatzfeldern oder zur individuellen beruflichen Entwicklung verdeutlicht werden.