Auf der traditionellen Barbaratagung, die vom Freundeskreis Gießerei- und Werkstofftechnik Friedberg sowie die Regionalgruppe des Verbandes der deutschen Gießereitechnik (VDG) in den Räumen der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg veranstaltet wurde, präsentierten hochkarätige Fachleute neueste Entwicklungen aus der Werkstoff- und Gießereitechnik.
Prof. Dr. Klaus Behler, Vorstandsvorsitzender des Freundeskreises Gießerei- und Werkstofftechnik Friedberg und Dekan des Fachbereichs Mathematik, Naturwissenschaften und Datenverarbeitung konnte ca. 70 Teilnehmer zu der eintägigen Fachkonferenz begrüßen. Die Tagung war wiederum thematisch in zwei Hauptteile untergliedert:
Am Vormittag stellten ehemalige Studierende der Physikalische Technik, die i. d. R. in herausragenden Positionen in Unternehmen tätig sind, aktuelle Forschungsarbeiten vor: Im Vortrag von Herrn M. Klosch-Trageser / Schmid Vacuum Technology Karlstein wurden neueste Technologieentwicklungen zum Auftrag funktionaler Dünnschichten (Nano-Mikrometer) präsentiert.
M. Rättig / Merck Darmstadt, der auf Grund einer hervorragenden Abschlussarbeit das Angebot einer Promotion an der TU Darmstadt erhielt, diskutierte in seinem Vortrag Grundlagen und Anwendungen sogenannter OLEDs (organischer Leuchtdioden), mit denen völlig neue Möglichkeiten in der Licht- und Beleuchtungstechnik geschaffen werden. Die hohe Leistungsfähigkeit von Werkstoffen und Baugruppen in der PKW-Antriebstechnikwurde von Herrn C. Schmidt / Continental Automotive Grünstadt am Beispiel von Turboladern erläutert. Diese Verdichtersysteme müssen bei Betriebstemperaturen von bis ca. 900°C, gleichzeitig sehr hohen Drehzahlen und hohen Druckdifferenzen eine extreme Laufruhe und besondere dynamische Eigenschaften aufweisen, die nur durch wiss. Fundierte Analysen mit daraus resultierenden Werkstoff- und Komponentenentwicklungen erfüllt werden können.
Aus dem Bereich der Gas- und Explorationstechnik berichtete Frau S. Mensch / Lurgi Frankfurt über Werkstoffoptimierung im Pipeline- und Apparatebau in Bezug auf Wasserstoff und Druckfestigkeit. Wasserstoffeintrag in metallische Werkstoffe führt zu deren Versprödung in Verbindung mit einer Reduktion der Werkstofffestigkeit. Daher sind aus sicherheits- und betriebstechnischen Gründen für gasführende Komponenten gezielt wasserstofffeste Werkstoffe zu entwickeln oder auszuwählen.
Am Nachmittag wurden die Tagungsteilnehmer auch im Namen der VDG-Landesgruppe durch Herrn Nissen / Pleissner Elze begrüßt und im zweiten Tagungsteil neue Entwicklungen in der Gießereitechnologie vorgestellt.
Zunächst berichtete Herr Nissen über die Festigkeitseigenschaften von ADI-Gusswerkstoffen in Abhängigkeit verschiedener Werkstoffmodifikationen und Belastungsarten. Im weiteren wurden von Herrn Cölle / EKW Eisenberg neue Entwicklungen im Bereich feuerfester Keramiken vorgestellt, die insbesondere zur Auskleidung von Kupolöfen, die in der Herstellung metallischer Schmelzen verwendet werden, zur Anwendung kommen. Solche Keramiken müssen eine hohe Verschleißfestigkeit gegenüber Abrieb bei hohen Temperaturen ebenso aufweisen, wie eine niedrige Anfälligkeit gegenüber Rissbildung, z. B. durch wechselnde Temperaturen beim Betrieb der Öfen.
Abschließend berichtete Herr M. Schumacher / bdguss über Möglichkeiten zum effizienteren Einsatz von Energie und Werkstoffen im Gießereiwesen. Hier konnte gezeigt werden, dass durch ein entsprechendes Energiemanagement und funktional ausgerichtete Bauteilkonstruktion in erheblichem Umfang Verbesserungspotenziale umgesetzt werden können.
Die Vorträge wurden von den Teilnehmern, unter denen auch Studierende der Physikalischen Technik waren, diskutiert. Insgesamt wurde die Tagung und deren Organisation in der Technischen Hochschule in Friedberg sehr positiv bewertet.
Zum Ausklang der Tagung waren Referenten und Teilnehmer zum traditionellen Barbara-Umtrunk eingeladen. Dieser Teil der Veranstaltung wird insbesondere auch von vielen ehemaligen Studierenden der früheren Studiengänge Gießerei- und Werkstofftechnik bzw. Werkstoff- und Fertigungstechnik sowie des aktuellen Studiengangs Physikalische Technik zum Austausch und der Knüpfung neuer sowie der Pflege bestehender Kontakte genutzt.
Diese Möglichkeit wurde auch von den studentischen Tagungsteilnehmern intensiv genutzt, um sich über Möglichkeiten zur Durchführung von Abschlussarbeiten oder auch zur eigenen Karriereentwicklung zu informieren.
Seitens der Vortragenden und deren Unternehmen wird die Tagung insbesondere im Zuge des starken Fachkräftemangels genutzt, um neue MitarbeiterInnen für innovative Tätigkeitsfelder anzuwerben.