Die traditionelle Barbaratagung an der THM in Friedberg verdeutlichte auch in diesem Jahr die Bedeutung technologischer Entwicklungen und Fortschritte für die Industrie und die Einflüsse auf das tägliche Leben. Ehemalige Studierende der Physikalischen Technik und weitere Referenten berichteten aus unterschiedlichen Technologiebereichen und Branchen. Somit konnten die ca. 90 Tagungsteilnehmer über neueste Entwicklungen, spezielle Themen zu High Tech Gebieten und über die hervorragenden beruflichen Perspektiven der Absolventen der Physikalischen Technik informieren.
Da Sehhilfen wie Kontaktlinsen auf der einen Seite in sehr hohen Stückzahlen (ca. 2 Mio Stück pro Tag in einem Fertigungsbereich) als Massenprodukt (Ein-Tageslinsen) hergestellt und vertrieben werden, auf der anderen Seite aber als technologisches High End Produkt einer 100% Qualitätskontrolle mit sehr hohen Anforderungen (Sehschärfe, Genauigkeit, Verträglichkeit, …) in sehr kurzen Zeiten unterliegen, verdeutlichte Herr Daniel Kessler, der an der THM zunächst den Diplomstudiengang Physikalische Technik und danach den gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt betriebenen Masterstudiengang Optotechnik und Bildverarbeitung absolviert hatte. Herr Kessler ist verantwortlich in Entwicklung und Einsatz optischer Verfahren zur Qualitätserfassung bei der Alcon Vision Care, Großwallstadt, einem der weltweit führenden Unternehmen zur Augenheilkunde, tätig.
Im weiteren berichtete Herr Christian Scherer, ebenfalls Absolvent der Physikalischen Technik, über die Möglichkeiten hochgenauer Verfahren zur Überwachung der Dichtigkeit von Anlagen und Behältern. In modernen Anlagen zur Verfahrenstechnik (Lebensmittel, Halbleiter, Chemie, Elektronik, …) werden häufig Vakuumanlagen für spezielle Prozesse, wie Beschichtungen, Entkeimung, Chipherstellung, etc. betrieben. Hier wirken sich bereits kleinste Leckagen negativ auf die Prozesse und die Produktqualität aus. Das Finden solcher Leckagen, die nahezu durch das Eindringen weniger Gasteilchen gekennzeichnet sind, erfordert hochgenaue, technologisch weit entwickelte Messverfahren. Mit entsprechenden Entwicklungen befasst sich Herr Scherer bei der Firma inficon in Köln.
Ein optisches Verfahren, welches in unterschiedlichen Ausführungen in Überwachungs- und Messsystemen ebenfalls zur Prozessanalytik eingesetzt wird, ist die Spektrometrie. Entsprechende Sensoreinheiten entwickelt und adaptiert an spezielle Anforderungen Herr Heimann von der Firma tec5 in Oberursel. Herr Heimann hat nach seinem Studium der Physikalischen Technik zunächst erste berufliche Erfahrungen am TransMIT-Zentrum für Fasertechnik und Industrielle Laseranwendungen gesammelt, welches ebenfalls im Bereich der THM in Friedberg angesiedelt ist. Die TransMIT GmbH ist eine Technologietransfergesellschaft der mittelhessischen Hochschulen mit regionalen Banken als weiteren Gesellschaftern.
Aus dem Bereich der Mikrofertigung mit Laserstrahlen berichtete Herr Ulrich Rädel von
TO-PAG in Darmstadt. Herr Rädel hat seine Diplomarbeit zur Physikalischen Technik bei diesem Unternehmen durchgeführt und erhielt, wie meistens in diesem Bereich, direkt ein Vertragsangebot für eine Tätigkeit als Entwicklungsingenieur. Die zunehmende Miniaturisierung von Bauteilen (Photovoltaik, Mikroelektronik, Feinwerktechnik,…) erfordert Laser, die Leistungspulse mit einer zeitlichen Länge im Bereich Femtosekunden oder Pikosekunden (ein Millionstel einer Millionstel Sekunde) aussenden. Die in diesen sehr kurzen Zeiten emittierte sehr intensive Strahlung erlaubt mit speziell zu entwickelnden Strahlformungsoptiken z. B. ein hochgenaues Strukturieren von Werkstoffen (Leiterbahnen) oder auch das simultane Bearbeiten (Bohren) von vielen Löchern (Solarzellen).
Im weiteren Abschnitt der Tagung wechselte das Vortragsprogramm zu den eher makroskopischen Themenfelder des Schweißens und der Gießereitechnik:
Dort berichtete Frau Simone Mensch von Air Liquide in Frankfurt über die Anforderungen an Ausbildung, Qualität und Anforderungen zum Schweißen im Anlagen- und Rohrleitungsbau. Nur auf Grund eines sehr hohen Qualitätsstandards in diesem Bereich können Chemieanlagen, Gas- und Ölleitungen, Apparate in der Lebensmittel- und Halbleiterindustrie, etc. mit hoher Sicherheit betrieben werden. Frau Mensch ist nach dem Studium der Physikalischen Technik in diesen Bereich gewechselt und ist nach einer Weiterbildung zum European Welding Engineer schließlich im internationalen Rahmen für entsprechende Fragen der Technologiesicherheit verantwortlich.
Im weiteren Tagungsprogramm, welches vom VDG (Verein Deutscher Gießereifachleute e. V.) gestaltet wurde, wurden von Frau Dr. Claudia Dommaschk (TU Bergakademie Freiberg) die Wirkungen von Silizium in Eisengusswerkstoffen und die daraus resultierenden technischen Möglichkeiten vorgestellt. Des weiteren erläuterte Dr. Rainer Balbach (Magility GmbH Kirchheim) die Perspektiven von Industrie 4.0 in den gießereitechnischen Unternehmen. Schließlich fand die Tagung ihren Abschluss in einem Vortrag von Herr Andy Kromoczinski (Improbond GmbH) zur Auswahl angepasster Zusatzwerkstoffe für das Auftragsschweißen mit Hochleistungslasern. Hier wurde gezeigt, dass durch passende Werkstoffauswahl und angepasste Schweißparamter Werkzeuge mit hoher Qualität repariert oder modifiziert werden können.
Prof. Dr. Klaus Behler, Geschäftsführer des Fördervereins Gießerei- und Werkstofftechnik Friedberg e. V., fasste die Tagung in Verbindung mit einem Dank an die Referenten zusammen und stellte fest, dass Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Physikalische Technik an der THM in Friedberg nicht nur hervorragende beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten haben, sondern diese auch konsequent nutzen und bereits nach vglw. kurzen beruflichen Erfahrungszeiten leitende Positionen in international renommierten Unternehmen einnehmen. Dies bestätigt das zielführende und technologieorientierte Konzept des Studiengangs und verdeutlicht die inhaltlich-methodischen Alleinstellungsmerkmale.