Zur diesjährigen traditionellen Barbaratagung konnten in Friedberg wieder mehr als 80Gäste aus der THM und der Industrie begrüßt werden. In den verschiedenen Vorträgen wurden neueste Forschungsergebnisse und Entwicklungen aus optischen Technologien, Materialwissenschaften und Risikomanagement vorgestellt. Den im Publikum anwesenden Studierenden wurden hierbei die aktuell hervorragenden Perspektiven des Arbeitsmarktes und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten verdeutlicht.
Ehemalige Studierende der Physikalischen Technik (jetzt Angewandte Physik), die in renommierten Unternehmen in Leitungsfunktionen tätig sind, berichteten über aktuelle Themen. Bspw. Erläuterte Dr. Geis, der an der Uni Zürich zum Nachweis dunkler Materie im Weltraum promovierte, wie in der medizinischen Forschung bei Böhringer-Ingelheim durch systematische Datenanalyse und künstliche Intelligenz die chemische Prozessentwicklung verbessert werden kann. Herr Luzius, Leiter des Applikationsbereichs zur Additiven Fertigung bei der Fa. Trumpf, stellte neueste Ergebnisse zur Herstellung von Komponenten aus amorphen Metallen (metall. Gläser) mittels lasergestützter Verfahren vor. Die so hergestellten Bauteile, die bspw. In modernen Kopfhörern eingesetzt werden, zeichnen sich z.T. durch völlig neue Eigenschaften im Vergleich zu „normalen“ Metallen aus.
Das Unternehmen Particle Metrix, einer der Geschäftsführer, Jens Schiffmann, ist ebenfalls ein ehemaliger Studierender der Physikalischen Technik, stellt Geräte zur Erfassung, zum Tracking und zur Analyse von Nanopartikeln her. Die verwendeten Technologien werden aktuell in der medizinischen Forschung bspw. Zur Analyse von Viren oder Antikörpern eingesetzt. Die vielfältigen weiteren Einsatzmöglichkeiten, bspw. In der Umweltanalytik oder Materialforschung, können aktuell nicht berücksichtigt werden, da für die notwendigen Expansionsschritte die benötigten Fachkräfte fehlen und die Infrastruktur nicht in erforderlichem Maße ausgebaut werden kann.
Wie Laserstrahlen anwendungsbezogen in der Messtechnik und der industriellen Fertigung bzgl. Ihres Querschnitts und ihrer Helligkeitsverteilung nahezu beliebig angepasst werden können, verdeutlichte Herr Bischoff von TOPAG in Darmstadt. Hinzu werden Optiken verwendet, in die zuvor berechnete Muster eingebracht werden, ähnlich den Hologrammen auf Ausweispapieren (diffraktive Optiken).
Frau Aishaya, die 2021 erfolgreich ihr Studium an der THM abschloss, ist nun bei Photonis in den Niederlanden tätig. Sie stellte modulare Konzepte und die technischen Möglichkeiten von Nachtsichtgeräten und Restlichtverstärker vor. Ausgehend von den spezifischen Sichtverhältnissen können anwendungsbezogen Systeme adaptiert werden, die selbst bei nahezu vollständiger Dunkelheit eine ausreichende Informationsdichte ermöglichen.
Im weiteren Programmablauf wurden unterschiedliche Aspekte zu gießerei- und werkstofftechnischen Fragestellungen diskutiert:
So berichtete Herr Rohr und Kollegen / Aon GmbH über Risikomanagement und Möglichkeiten zur Absicherung gegen technische und wirtschaftliche Risiken in Gießereien. Herr Krampitz von der DK-Recycling in Duisburg verdeutlichte in seinem Vortrag die Chancen zur Gewinnung von Roheisen auch unter Verwendung von industriellen Stahlschrott, Stäuben oder Restprodukten. Hier werden im Sinne von Kreislaufwirtschaft und unter ökonomischen Gesichtspunkten noch erhebliche Potenziale für Gießereien gesehen. Bislang werden pro Jahr ca.350.000 t Roheisen für die Stahlherstellung durch entsprechendes Recycling hergestellt. Von der Uni Kassel wurde von Herrn Jüngst über aktuelle Ansätze zur Charakterisierung von Schmelzversorgungssystemen (Speiser) in Gießanlagen berichtet. Zum gleichen Themenbereich erläuterte Herr Fischer von ASK Chemicals neue Entwicklungen, insbesondere im Hinblick auf ökonomische und ökologische Aspekte. Durch die sog. Speiser wird im Gießprozess sichergestellt, dass ausreichend Material während des Erstarrungsprozesses in der Gussform nachfließt und keine Fehler im fertigen Bauteil entstehen.
Neue Entwicklungen zur Werkstoffentwicklung wurden anhand des Beispiels sog.GJV-Stähle verdeutlicht, in denen die Graphiteinlagerungen „wurmförmig“ vorliegen. Herr Blum von der SinterCast Deutschland stellte die technischen Eigenschaften dieser Materialien im Vergleich zu klassischen Eisengusswerkstoffen vor. Die vglw. ausgeprägte Dehnbarkeit und die Festigkeit dieser Materialmodifikation erlaubt Gewichtseinsparungen von bis zu 15% gegenüber Grauguss. GJV-Stähle werden insbesondere zur Herstellung komplexer Großmotoren, bspw. Schiffs- oder LKW-Motoren, eingesetzt.
Höhepunkt der diesjährigen Barbaratagung war die Verabschiedung und Ehrung des langjährig im Chemielabor der THM verantwortlich tätigen Mitarbeiters Walter Fehr. Herr Fehr war seit 1975 an der THM tätig, zunächst als Chemielaborant. Durch sein Engagement und die Wahrnehmung vieler Weiterbildungsmaßnahmen wurde Herrn Fehr zunehmend die technische Leitung des Chemielabors übertragen. So wurde er letztlich, auf Grund seiner Leistungen, LaboringenieurInnen gleichgestellt. In einer kurzen Ansprache würdigte Prof. Dr. Behler, Vorsitzender des Vorstandes des Förderkreises Gießerei- und Werkstofftechnik e.V. die Leistungen und das Engagement von Herrn Fehr, der auch seit langem im Vorstand des Förderkreises als Schatzmeister tätig ist. Als Anerkennung, auch im Namen vieler Kolleginnen und Kollegen, wurde Herrn Fehr eine Tafel überreicht, auf der mittels Laserstrahl die unterschiedlichen Logos der Hochschule über den langen Zeitraum seiner Tätigkeit eingraviert sind. Die Anbringung von Platten der THM-Fassade sollen gleichzeitig die langjährige Wirkung von Herrn Fehr als „Urgestein der THM“ herausstellen. Nach dem kleinen Festakt und der Tagung bestand für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter denen auch viele ehemalige Studierende waren, noch die Möglichkeit sich über fachliche Themen ebenso auszutauschen, wie über Erlebnisse und Erfahrungen mit Herrn Fehr im Chemielabor.